Dieser Kriminalroman über Jeanne Weber hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Autorin/der Autor schafft es, das Paris der Jahrhundertwende so greifbar zu machen, dass man den Geruch der engen Gassen und die ständige Not fast körperlich spürt. Besonders beeindruckt hat mich, wie behutsam und zugleich erbarmungslos die Figur Jeanne gezeichnet wird: nicht als Monster, nicht als Opfer, sondern als etwas dazwischen — ein leerer Raum, der dennoch bedrohlich wirkt.
Der Ermittler Delatour ist der perfekte Gegenpol. Sein Ringen mit sich selbst, seine Hilflosigkeit gegenüber einem System, das versagt, und seine unnachgiebige Suche nach Wahrheit verleihen dem Roman eine zusätzliche emotionale Tiefe. Die Spannung entsteht nicht aus Effekthascherei, sondern aus einer schleichenden Beklemmung, die sich immer weiter verdichtet.
Ich habe selten einen historischen Krimi gelesen, der so atmosphärisch dicht, so psychologisch glaubwürdig und gleichzeitig so literarisch geschrieben ist. Absolut empfehlenswert.
Karin Niederer
https://www.epubli.com/autoren/helene-claire-marechal-63422
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